
„Architektur ist keine Privatsache“
Heinz Kindhammer ist neuer Vorsitzender des Forums Baukultur – Er will den Bauherrenpreis wiederbeleben.
Pfaffenhofen (PK) Der Landschaftsarchitekt und Stadtplaner Heinz Kindhammer ist der neue Vorsitzende des Forums Baukultur – und er hat Pläne für den 2001 gegründeten Verein, der sich dem öffentlichen Diskurs über Architektur und gutes Bauen verschrieben hat.
Ziel des neuen Vorstands ist unter anderem,
über die Kreisstadt hinaus den ganzen Landkreis in den Blick zu nehmen.
Außerdem soll der Bauherrenpreis, der zuletzt 2013 verliehen wurde,
wiederbelebt werden – mit einem Fokus auf regionaler Baukultur. Und auch
Podiumsdiskussionen sind angedacht.
„Wir sehen den Schwerpunkt in der Regionalität“, sagt Kindhammer über
den Bauherrenpreis, der immer ein Herzstück der Vereinsarbeit war.
Letztmals verliehen wurde er aber vor sechs Jahren. „Er ist
eingeschlafen, aber wir wollen ihn wieder aufwecken.“ Gerne auch in
Kooperation beispielsweise mit dem Landkreis.
Architektur bewege sich in einem Spannungsfeld zwischen der
Notwendigkeit des Flächensparens und verdichteten Bauens einerseits und
einem regional wiedererkennbaren, landschaftsverträglichen Baustil
andererseits, so Kindhammer. Gefragt sei daher „intelligentes Bauen“ mit
qualitätsvoller Architektur, mit Landschaftsbezug und mit einem
„vernünftigen Umgang mit der Topografie“, so der Pfaffenhofener
Stadtplaner. „Wir leben nun einmal in einer Hügellandschaft“,
unterstreicht Kindhammer. Das erfordere reizvolle Lösungen fürs Bauen in
Hanglagen statt einer „zunehmenden Sucht zur Terrassierung“, wie sie
etwa der Einsatz von austauschbaren Fertighäusern notwendig mache. Von
massiven Erdbewegungen beispielsweise für Supermärkte ganz zu schweigen.
Ebenfalls wichtig seien Energieeffizienz und das Schonen von Ressourcen
– und vor allem die gesellschaftliche Herausforderung bezahlbaren
Wohnraums. „Die ist mit der Vorstellung vom Einfamilienhaus, um das man
einmal frei herumgehen kann, nur schwer vereinbar“, betont Kindhammer.
Man dürfe sich auch in Landgemeinden nicht dem Geschosswohnungsbau
verschließen.
Letztlich sei Baukultur „der Diskurs über das Bauen an sich“, so
Kindhammer – dadurch schärfe sich das öffentliche Gefühl für Architektur
und das ästhetische Empfinden. „Architektur ist keine Privatsache,
sondern immer öffentlich“, unterstreicht der neue Forumsvorsitzende.
Schließlich müssten das Ergebnis „die Augen aller ertragen“, wie er es
überspitzt formuliert. Dabei gehe es aber keinesfalls um Geschmack,
sondern um Qualität: „Ob einer lieber Äpfel isst, oder Birnen, das
bleibt Geschmackssache“, erklärt Kindhammer mit einem Zitat des
bekannten Architekturkritikers Wolfgang Pehnts den Unterschied. „Ob aber
ein Apfel faul ist oder genießbar, das sollte auch der unterscheiden
können, der für seinen Geschmack die Birne vorzieht.“
VERTRETER ALLER FACHRICHTUNGEN
Der neue Vorsitzende des Forums Baukultur, Heinz Kindhammer, ist froh,
ein Vorstandsteam zur Seite zu haben, das verschiedene Fachrichtungen
abdeckt: Er selbst ist Landschaftsarchitekt, Brigitte Moser ist
Innenarchitektin, Mathias Langenegger Hochbauarchitekt, Valérie Naito
Architektin und Dokumentarfilmerin, Annette und Hans Gerlsbeck von der
gleichnamigen Scheyrer Zimmerei vertreten das Handwerk. Und neu in die
Führungsspitze gewählt wurde auch Kreisheimatpfleger Franz Grahammer,
seines Zeichens Gründungsmitglied und Architekt im Ruhestand. „Das ist
eine ideale Mischung, die den Zielen des Forums entspricht“,
unterstreicht Kindhammer. Feste Funktionen gibt es in dem Gremium gemäß
der jüngsten Satzungsänderung nicht mehr, was mehr Flexibilität in der
Vereinsorganisation bewirken soll.
Kindhammers Vorgänger Sebastian Gerlsbeck hatte schon vor über einem
Jahr angekündigt, nicht mehr antreten zu wollen: Aus beruflichen und
privaten Gründe gab der Scheyrer Architekt den Posten des Vorsitzenden
nach sechs Jahren ab – und der Vorstand ging im Guten auseinander, wie
Gerlsbeck betont. Denn auch Hans Koziel, Andreas Gerlsbeck, Hans Seitz
und Christian Schwarzmeier schieden aus dem Vorstand aus. Martin Knapp
ist Ende vergangenen Jahres verstorben. Und so ist von der bisherigen
Führungsmannschaft nur Schriftführer Mathias Langenegger auch weiterhin
Mitglied im Forum-Vorstand. mck
Michael Kraus